Sexuelle Belästigung: Zahl der Fälle wird unterschätzt

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Am Arbeitsplatz, in der Disco oder auf der Straße: Viele Frauen machen in ihrem Leben Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Wie hoch der Prozentsatz dabei wirklich ist, wird laut einer Studie allerdings unterschätzt – nicht nur von Männern.

Mann legt Hände auf Schultern von Frau.

Sexuelle Belästigung von Frauen ist in der Gesellschaft weit verbreitet. Und zwar viel mehr, als viele Männer und Frauen denken. Zu diesem Ergebnis kommt nun die aktuelle Studie “Perils of Perception” des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Ipsos zur Wahrnehmung sozialer Realitäten.

Sexuelle Belästigung: Einschätzung versus Realität

Ipsos hat in einer groß angelegten Studie analysiert, wie sich die Wahrnehmung sozialer Gegebenheiten international von der Realität unterscheidet. Dafür wurden knapp 30.000 Personen in insgesamt 37 Ländern befragt. Ein Ergebnis der Studie: In Deutschland unterschätzen viele das tatsächliche Ausmaß von sexueller Belästigung.

Der Umfrage zufolge gaben 60 Prozent der Frauen in Deutschland an, seit ihrem 15. Lebensjahr in irgendeiner Form bereits sexuell belästigt worden zu sein. Die Wahrnehmung zur Anzahl der Übergriffe ist aber eine andere. Demnach schätzten die Befragten den Anteil im Schnitt auf gerade einmal 37 Prozent. Auch die weiblichen Befragten verschätzten sich deutlich: Sie vermuteten durchschnittlich, dass der Anteil bei 40 Prozent liegt.

Sexuelle Belästigung: Wie kommt es zur Kluft zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit?

Für Dr. Robert Grimm von Ipsos, ist das Ergebnis der Studie ein Anzeichen dafür, dass es in unserer Gesellschaft nach wie vor an Aufmerksamkeit für dieses Problem mangelt: “Einerseits assoziieren wir sexuelle Belästigung überwiegend mit Frauen. Frauen haben es noch immer schwer, gegen verbliebene gesellschaftliche Strukturen anzuschwimmen und frauenspezifische Themen werden oftmals nur geschwächt oder bagatellisiert in der Öffentlichkeit wahrgenommen. Andererseits ist die Unterschätzung sexueller Belästigungen bestimmt auch ein Ausdruck über die Unsicherheit darüber, was diese eigentlich konstituiert (besonders aufseiten der Männer)” wird Grimm in einer Pressemitteilung von Ipsos zitiert.


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