Ein Buch schockt: „Deutschland Sexuelle Tragödie“

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11-Jährige, die sich schämen, weil sie noch nie Geschlechtsverkehr hatten, 16-Jährige, die Gruppensex praktizieren. Zwei Autoren nehmen die sexuelle Verwahrlosung Jugendlicher ins Visier.

Zoom auf Elternhand die Kinderhand hält.

11-Jährige, die sich hässlich fühlen, weil sie noch nie Geschlechtsverkehr hatten, 16-Jährige, die mit ihrer Mutter Gruppensex praktizieren. Zwei Autoren nehmen die sexuelle Verwahrlosung Jugendlicher ins Visier.

„Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe ist“ lautet der Untertitel des Buches, mit dem „Arche“-Gründer Bernd Siggelkow und sein Pressesprecher Wolfgang Büscher Deutschland wachrütteln wollen. Aileen, Milena und Brian sind solche Kinder. Aufgewachsen in zerrütteten, ärmlichen Verhältnissen haben sie nie erfahren, was echte Zuneigung und Zärtlichkeit sind. Sie und viele der anderen Kinder und Jugendlichen, über die die Autoren des Tatsachenberichts „Deutschlands sexuelle Tragödie“ (Gerth Medien, 14,95 Euro) schreiben, sind nie von ihren Eltern umarmt worden, haben nie erlebt, wie man respektvoll miteinander umgeht, wissen nicht, was Privatsphäre ist.

Wo steuert die Gesellschaft hin?

Das Buch ist keine wissenschaftliche Studie – das betonen Siggelkow und Büscher selbst in ihrem Vorwort. Und die erzählten Schicksale sind kein deutscher Durchschnitt – zum Glück. „Wir wollen lediglich darauf aufmerksam machen, wo unsere Gesellschaft hinsteuert, wenn unsere Kinder sich selbst überlassen werden bzw. wenn man sie mit Dingen konfrontiert, die ihrem Entwicklungsstand nicht angemessen sind“, formulieren die Autoren.

Sie selbst kennen jedes der 33 Kinder, über die sie schreiben, persönlich. Jedes einzelne haben sie im Berliner Kinder- und Jugendzentrum „Die Arche“ kennengelernt. Zum Schutz der Kinder und ihrer Eltern wurden Namen und Randdaten so verändert, dass keine Rückschlüsse auf die Identität gezogen werden können.

Mit zwölf zum ersten mal Sex

Da ist zum Beispiel die 17-jährige Jessie. Ihre Mutter ist nur 15 Jahre älter als sie, am Wochenende ziehen die beiden gemeinsam durch Clubs, um Männer kennenzulernen. Jessie sagt, sie habe schon mit 51 Jungs geschlafen, beim ersten Mal war sie zwölf Jahre alt. Ihre Mutter steht auf jüngere Männer und landet manchmal mit Ex-Freunden ihrer Tochter im Bett. Einmal hatten Jessie und ihre Mutter mit zwei Jungs im Alter von 15 und 17 Jahren Gruppensex. An Verhütung denken sie so gut wie nie.

Da ist der achtjährige Viktor, der den Arche-Mitarbeitern von Anfang an durch sein extrem sexistisches Vokabular auffiel. Später belästigte der Junge Betreuerinnen und Betreuer, fasste ihnen an den Busen oder in den Schritt. Sie erfuhren: Seinen ersten Porno hatte Viktor mit fünf gesehen – seine Mutter findet die Inhalte solcher Filme „ganz natürlich“…

Die Folgen der Freizügigkeit

Es sind nüchtern erzählte Geschichten wie diese, die den Leser erschüttern: Unvorstellbar, was in manchen Familien vor sich geht und wie früh und in welcher Form einige Kinder mit Sex konfrontiert werden. „Die Kluft zwischen körperlicher und geistig-psychischer Sexualreife wird immer größer“, kommentiert Bernd Siggelkow. Und sein Co-Autor Wolfgang Büscher meint: „Das einstige Tabu, mit dem das Thema Sexualität behaftet war, ist längst dem Tabu gewichen, über die Folgen der sexuellen Freizügigkeit zu sprechen.“
Diese Themen deutlich zu machen und eine öffentliche Diskussion darüber anzuregen, ist das Ziel der Autoren von „Deutschlands sexuelle Tragödie“. Ein Ziel, das sie erreicht haben: Der Veröffentlichung des Buches folgte unverzögert ein riesiges Medienecho. Nun liegt es an den Lesern, an der aufgerüttelten Gesellschaft, etwas gegen die sexuelle Verwahrlosung Jugendlicher zu tun.

Vorbild „Arche“

Das christliche Kinder- und Jugendzentrum „Die Arche“, 1995 in Berlin gegründet und mittlerweile auch in Hamburg, München, Potsdam und Köln präsent, geht als gutes Vorbild voran. Allein in der Berliner Einrichtung gehen täglich bis zu 500 Kinder, Jugendliche und Eltern in sozialer Not ein und aus. Sie bekommen bei Bedarf eine warme Mahlzeit, Hilfe bei den Hausaufgaben und haben die Möglichkeit, an verschiedenen Freizeitangeboten teilzunehmen. Und wenn sie das Bedürfnis haben, zu reden, stehen dafür geschulte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Verfügung. Auch – oder erst recht – wenn es in dem Gespräch um Pornos, Sex oder Liebe geht.

Mehr Infos unter www.arche.de