Dass Frauen nicht so leicht zum Orgasmus kommen wie Männer, ist kein Geheimnis. Eine neue Studie kommt zu dem Schluss, dass die Gedanken dabei eine große Rolle spielen.
Dachten Sie immer, ein ausgedehntes Vorspiel sei der Schlüssel zum Orgasmus? Kanadische Forscher haben in einer aktuellen Studie nun noch einen anderen wichtigen Aspekt entdeckt, der die Grundlage für guten Sex bildet: die Gedanken.
Behindern Gedanken den Orgasmus?
An der Studie des Human Sexuality Research Laboratory der Universität Ottawa, die im Fachjournal "Sexologies" veröffentlicht wurde, hatten insgesamt 251 Frauen zwischen 18 und 67 Jahren teilgenommen. Während 176 von ihnen beim Sex regelmäßig zum Höhepunkt kamen, berichteten 75 Frauen von Orgasmus-Schwierigkeiten. Dabei entdeckten die Forscher einen Zusammenhang zwischen Problemen mit dem Orgasmus und den Gedanken. Denn die Frauen, die nur schwer zum Höhepunkt kamen, hatten offenbar weniger erotische Gedanken als die Frauen, die regelmäßig einen Orgasmus erlebten. Außerdem fokussierten sich die Frauen mit Orgasmusschwierigkeiten weniger auf die Reaktionen des Körpers beim Sex als die Probandinnen, die leicht zum Höhepunkt kommen konnten. Dabei machte es offenbar keinen Unterschied, ob sie den Orgasmus beim Solosex oder beim Sex mit ihrem Partner erreichten.
"Wir haben nicht erwartet, dass der kognitive Aspekt des Orgasmus bei Frauen so entscheidend ist, wie die Studienergebnisse zeigen", fasst Pascal De Sutter, Professor an der Universität von Louvain in Belgien und an der Studie beteiligt, die Studienergebnisse verschiedenen Medienberichten zufolge zusammen. Weiterhin unterstreicht die Studie, was auch schon frühere Untersuchungen ergeben hatten: Auch die sexuelle Erfahrung scheint einen Einfluss auf die Fähigkeit zum Höhepunkt zu haben. Denn sexuelle erfahrenere Frauen berichteten seltener von Orgasmusproblemen als ihre jüngeren, unerfahreneren Geschlechtsgenossinnen.
Neue Behandlungen von Orgasmusproblemen?
Die Ergebnisse der Studie könnten vor allem für die Behandlung von sexuellen Funktionsstörungen wichtig sein. "Es gibt einige Hinweise in der Literatur, dass Achtsamkeit bei der Behandlung von sexuellen Dysfunktionen einen vielversprechenden Ansatz darstellen kann", erklärte Elke Reissing, Direktorin des Human Sexuality Research Laboratory. Denn möglicherweise könnten bestimmte Formen des mentalen Trainings der Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie von sexuellen Funktionsstörungen sein.

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