Die Abtreibungspille ist eine der möglichen Methoden für einen Schwangerschaftsabbruch. Wie der Ablauf aussieht und mit welchen Kosten und Nebenwirkungen die Abtreibungspille verbunden ist, erfährst du hier.
Eine Abtreibung erfolgt nicht immer über einen operativen Eingriff. Auch die Abtreibungspille ist eine mögliche Form des Schwangerschaftsabbruchs, die ungewollt Schwangeren zur Verfügung steht.
Ablauf: Wie funktioniert die Abtreibungspille?
Die Abtreibungspille, auch RU 486 genannt, ist ein hormonelles Medikament, das 1999 in Deutschland für den Schwangerschaftsabbruch zugelassen wurde. Sie basiert auf dem künstlich hergestellten Hormon Mifepriston, einem sogenannten Antigestagen. Dieses Hormon wirkt dem weiblichen Geschlechtshormon Gestagen entgegen, das eine schwangerschaftserhaltende Eigenschaft besitzt.
Die Abtreibungspille bewirkt, dass die befruchtete Eizelle, die sich bereits in der Gebärmutter eingenistet hat, abgestoßen wird. Dies geschieht üblicherweise innerhalb von 36 bis 48 Stunden nach der Einnahme.
Im Anschluss daran erhält die Frau ein weiteres Medikament, ein sogenanntes Prostaglandin, das Wehen auslöst und zur Ausstoßung des Embryos führt. Laut der Techniker Krankenkasse (TK) ist der Embryo nach drei Stunden abgegangen. Der Vorgang kann für die Frau mit Blutungen und Schmerzen verbunden sein.
Eine bis drei Wochen nach dieser Abtreibungsmethode muss eine Kontrolluntersuchung durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass der Embryo auch tatsächlich ausgestoßen wurde. Ist dies nicht der Fall, kann der Arzt erneut Prostaglandin oder Mifepriston und Prostaglandin verabreichen. Darüber hinaus können zusätzlich operative Methoden wie die Absaugung oder Ausschabung eingesetzt werden.
Vor- und Nachteile der Abtreibungspille
Für den Schwangerschaftsabbruch mit der Abtreibungspille spricht, dass bei dieser Methode in der Mehrheit der Fälle keine Operation nötig ist, um eine Schwangerschaft zu beenden. Der TK zufolge ist die Anwendung bei etwa 95 bis 98 Prozent der Frauen erfolgreich.
Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die medikamentöse Abtreibungsmethode bei zwei bis fünf Prozent der Patientinnen nicht anschlägt, sodass gegebenenfalls noch zusätzlich eine Operation durchgeführt werden muss.
Ob medikamentös oder operativ, eine Abtreibung kann eine große körperliche und psychische Belastung für die Patientin sein. In diesem Punkt unterscheidet sich die medikamentöse nicht von der operativen Methode nicht wesentlich.
Abtreibungspille: Wie lange dauert die Behandlung?
Ein Nachteil der Abtreibungspille ist, dass sich der Schwangerschaftsabbruch aufgrund der verschiedenen Behandlungsschritte über mehrere Tage erstreckt. So dauert die Abtreibung mit dieser Methode ab Behandlungsbeginn samt der abschließenden Kontrolluntersuchung bis zu drei Wochen.
Durchschnittlich sind dabei vier Frauenarztbesuche notwendig. Da ein Schwangerschaftsabbruch mit der Abtreibungspille nur bis zum 63. Schwangerschaftstag (9. Schwangerschaftswoche) möglich ist, sollte die Behandlungsdauer bei der Wahl der Abtreibungsmethode unbedingt berücksichtigt werden.
Nebenwirkungen der Abtreibungspille
Die meisten Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Abtreibungspille auftreten, sind nicht dem Wirkstoff Mifepriston, sondern dem Prostaglandin zuzuschreiben. So können beispielsweise Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen und Hitzewallungen auftreten.
Häufig sorgen die ausgelösten Wehen für geringere oder größere Schmerzen bei der Patientin. Auch kann der Schwangerschaftsabbruch mit der Abtreibungspille zu starken Blutungen und Infektionen führen.
Wer darf die Abtreibungspille nicht anwenden?
Nicht nur Frauen, die über die 9. Woche hinaus schwanger sind, dürfen die Abtreibungspille nicht mehr einnehmen. Auch in einigen anderen Fällen ist diese Behandlungsmethode keine Option.
Das ist beispielsweise der Fall, wenn Vorerkrankungen wie Asthma, chronische Nieren- und/oder Lebererkrankungen vorliegen. Aber auch bei erhöhtem Augeninnendruck und Blutungsrisiko müssen andere Wege der Abtreibung erwogen werden.
Das Gleiche gilt für Frauen, die unterernährt sind, eine Unverträglichkeit gegen eines der beiden Medikamente haben, unter der Stoffwechselerkrankung Porphyrie leiden oder bei denen der Verdacht einer Eileiterschwangerschaft besteht.

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Die Abtreibungspille verschreibt der behandelnde Arzt.
Wer verschreibt die Abtreibungspille?
Einfach kaufen oder bestellen kann man die Abtreibungspille nicht. Auch stellt der behandelnde Arzt der Betroffenen kein Rezept aus. Eine Frau, die sich für einen medikamentösen Schwangerschaftsabbruch entschieden hat, erhält die Abtreibungspille direkt von ihrem Arzt. Die Einnahme des Medikamentes erfolgt anschließend unter seiner Aufsicht.
Die Kosten der Abtreibungspille
Wie bei der operativen Abtreibung auch, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Abtreibung nur, wenn medizinische oder kriminologische Indikationen vorliegen. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn die Gesundheit der Frau durch die Schwangerschaft gefährdet ist oder die Schwangerschaft auf eine Vergewaltigung zurückzuführen ist.
Erfolgt die Abtreibung auf eigenen Wunsch, belaufen sich die Kosten laut pro Familia auf etwa 200 bis 570 Euro. Darin enthalten sind die Kosten für das reine Präparat sowie die ärztliche Beratung, Behandlung und Betreuung. Frauen, die nur über ein geringes Einkommen verfügen, können einen Antrag auf Kostenübernahme bei ihrer Krankenkasse stellen.
Achtung: Nicht verwechseln!
Die Abtreibungspille ist nicht das Gleiche wie die Pille Danach, die unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen wird und den Eisprung verschieben soll. Die Abtreibungspille wird immer konkret bei einer schon bestehenden Schwangerschaft angewendet und ist nur beim Frauenarzt erhältlich.
Zusammefassung der Redaktion
Kaum eine Entscheidung ist so schwerwiegend wie die zu einem Schwangerschaftsabbruch. Sollte sich eine Frau nach eingehender Beratung dazu entschlossen haben abzutreiben, kann dies über die Abtreibungspille erfolgen. Ein operativer Eingriff ist dann in der Regel nicht mehr erforderlich. Die Behandlung dauert etwa drei Wochen, ist allerdings nicht für jede Frau geeignet. Die Abtreibungspille können Frauen nicht auf Rezept kaufen oder bestellen, Betroffene erhalten diese direkt vom behandelnden Arzt. Wie bei einem instrumentellen Schwangerschaftsabbruch, übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Abtreibungspille nur in bestimmten Fällen.