Kinderwunsch – Fruchtbarkeit der Frau: Warum die Uhr tickt

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Ist irgendwann der Vorrat an Eizellen erschöpft? Zögert die Pille die Menopause hinaus? fem.com erklärt, was es mit der weiblichen Fruchtbarkeit wirklich auf sich hat.

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Jede Frau weiß, dass die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, mit zunehmendem Alter abnimmt. Aber woran liegt das eigentlich? Fest steht: Der weibliche Körper verfügt über einen begrenzten Vorrat an Eizellen, der bereits vor der Geburt angelegt wird. Wird ein kleines Mädchen geboren, so besitzt es in seinen winzigen Eierstöcken etwa eine Millionen Keimzellen. Ihre Anzahl nimmt aber im Laufe der Jahre ab – in der Pubertät, wenn erstmals eine Eizelle heranreift, sind noch etwa 400.000 bis 700.000 Keimzellen vorhanden.

Längst nicht jede von ihnen wird zu einer befruchtungsfähigen Eizelle: Pro Zyklus reifen maximal ein bis zwei zu befruchtungsfähigen Eier heran. Zusätzlich werden dabei jeweils zahlreiche Keimzellen verbraucht.

Eierstöcke stellen ihre Aktivität ein

Allerdings muss keine Frau befürchten, unfruchtbar zu werden, weil ihr die Eizellen ausgehen. „Dieses Phänomen gibt es nicht“, so die Gynäkologin Prof. Elisabeth Merkle im Gespräch mit fem.com. „Die Eierstöcke stellen ab einem bestimmten Alter einfach keine befruchtungsfähigen Eizellen mehr bereit. Damit sind sie das einzige hormonelle, menschliche Organ, das seine Aktivität im lebenden Körper einstellt.“

Die Menopause tritt bei europäischen Frauen im Durchschnitt mit 52 Jahren ein. „Der gute Ernährungszustand hat das Ende der weiblichen Fruchtbarkeit in den vergangenen Jahren nach hinten verschoben“, sagt Merkle, „vor 20 Jahren setzte die Menopause noch mit etwa 45 Jahren ein.“

Qualität der Eizellen nimmt ab

Doch auch vor der Menopause sind Frauen nicht über Jahrzehnte hinweg gleichmäßig fruchtbar. Mit zunehmendem Alter nimmt die Qualität der Eizellen ab. Am höchsten ist die weibliche Fruchtbarkeit zwischen 20 und 25 Jahren, danach sinkt sie – ab 30 besonders rapide. Mit 35 ist eine Frau nur noch halb so empfängnisbereit wie mit 25, mit 40 ist die Fruchtbarkeit dann noch einmal auf die Hälfte gesunken.

In Prozenten ausgedrückt: Mit 25 hat frau pro Zyklus noch eine etwa 30-prozentige Chance, innerhalb eines Jahres bei regelmäßigem Sex schwanger zu werden, mit 35 ist diese bereits um zehn Prozentpunkte auf 20 Prozent gesunken und mit 40 beträgt die Chance nur noch fünf Prozent.

Rauchen gefährdet die Fruchtbarkeit

Das sind natürlich alles nur Durchschnittswerte. Es gibt Frauen, die noch mit 40 problemlos schwanger werden – und solche, die schon mit 25 Jahren unfruchtbar sind. Abhängig ist die individuelle Fruchtbarkeit vor allem von den Genen und dem Lebenswandel. Genussgifte wie Nikotin und Alkohol wirken sich zum Beispiel negativ aus: „Raucherinnen kommen früher in die Wechseljahre als Nichtraucherinnen“, sagt Merkle. Infektionen, Medikamente, Doping, übermäßiger Stress, starker Leistungssport sowie exzessives Über- und Untergewicht seien ebenfalls Faktoren, die die Fruchtbarkeit einschränken könnten. Frauen, die bereits mehrere Kinder geboren haben, kommen statistisch gesehen später in die Wechseljahre.

Das Alter ist der entscheidende Faktor

Doch auch durch einen extrem gesunden und gebäraktiven Lebenswandel kann der normale Alterungsprozess der Zellen natürlich nicht verhindert werden: Die Eizellen sind giftigen Einflüssen ausgesetzt und werden von der natürlich vorkommenden Radioaktivität geschädigt. Mit zunehmendem Lebensalter weisen sie deshalb immer mehr Schäden auf, zum Beispiel eine Fehlverteilung der Chromosomen. Das erschwert eine Zeugung und erhöht die Wahrscheinlichkeit für ein behindertes Kind.

Schäden an den Eizellen

Die abnehmende Fruchtbarkeit jenseits der 30 hat also nichts mit der schwindenden Menge an Eizellen zu tun, sondern ist dadurch bedingt, dass diese irreparable Schäden aufweisen.

An dem Gerücht, hormonelle Verhütungsmittel wie die Anti-Baby-Pille, die den Eisprung unterdrücken, könnten zu einer Verlängerung der Fruchtbarkeit führen, weil sie Eizellen „aufsparten“, ist deshalb nichts dran. Frauen, die lange Jahre zum Beispiel die Pille geschluckt oder einen Vaginalring verwendet haben, kommen nicht später in die Wechseljahre als andere. „Natürlich kann eine Frau, die beispielsweise bis in ein Alter von 55 Jahren die Pille schluckt, noch regelmäßig ihre Periode bekommen – mit Fruchtbarkeit hat das aber nichts zu tun“, erklärt Merkle.

Eizellen einfrieren lassen?

Da europäische Frauen heute im Durchschnitt relativ spät ihr erstes Kind bekommen, wird die Fruchtbarkeit jenseits der 35 immer mehr zum Thema. Gesunde Eizellen in jungen Jahren einfrieren zu lassen, ist da eine Idee, die nahe liegt. Und tatsächlich: In einigen Ländern gibt es Kinderwunsch-Zentren, die es Frauen auf diese Weise ermöglichen, auch in der Menopause noch Chancen auf ein Baby zu haben. „In Deutschland ist meiner Kenntnis nach noch keiner Frau jenseits der Wechseljahre eine früher entnommene und nach den Wechseljahren befruchtete Eizelle wieder eingesetzt worden. Hier handelt es sich meines Wissens um eine rechtliche Grauzone“, sagt Merkle.


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