Gesundheit & Ernährung

Tipps gegen Schlaflosigkeit: Ich kann nicht schlafen!

MITTWOCH, 29.08.2018

Gesunder Schlaf ist wichtig – das weiß jeder. Doch was kannst du tun, wenn du an Schlaflosigkeit leidest und die ganze Nacht wach liegst? Die erste Regel, wenn es mal wieder heißt "Hilfe, ich kann nicht schlafen", lautet: nicht in Panik geraten!

Wenn beim Handy der Akku zur Neige geht, hängst du das Gerät schnell an die Steckdose. Dort kann es aufladen, bis es wieder einsatzfähig ist. Ähnlich geht es auch den Menschen, sagt Schlafmediziner Dr. Michael Feld: Der Schlaf ist seine Akku-Ladephase.

Ich kann nicht schlafen!

Während du nachts ruhst, arbeitet dein Immunsystem auf Hochtouren. Zellen werden repariert, Muskeln wachsen, neu Gelerntes wird verarbeitet und verinnerlicht. Wie lange du schläfst, welchen Schlafrhythmus du hast, und eine etwaige Anfälligkeit für Schlaflosigkeit variieren je nach Lebensphase, in der du dich gerade befindest.

Wie entsteht Schlaflosigkeit?

Schlaf ist ein komplexer Vorgang und aus diesem Grund können auch die Ursachen, die eine Schlaflosigkeit hervorrufen, vielseitig sein. Neben äußeren Bedingungen wie etwa Lärm oder Licht können das beispielsweise auch seelische Probleme sein.

So sind Schlafstörungen etwa eines der ersten Symptome bei einer Depression. Menschen, die unter der Krankheit leiden, haben Schwierigkeiten einzuschlafen oder wachen nachts immer wieder auf. Besonders fatal: Schlafprobleme können die Lebensfreude, die bei Depressiven ohnehin schon kaum vorhanden ist, noch mehr beeinträchtigen.

Auch Menschen, die unter Stress im Job leiden, sind oft schlaflos. Wenn Deadlines drängen oder einen Konflikte mit Arbeitskollegen quälen, kann der Körper darauf mit Unruhe reagieren. Die Arbeit verfolgt Betroffene dann quasi bis in den Schlaf hinein.

Körperliche Ursachen für Schlaflosigkeit

Schlaflosigkeit kann allerdings auch durch Vorgänge im eigenen Körper verursacht werden. Krankheiten wie Hashimoto-Thyreoiditis, eine Grippe oder bestimmte Medikamente können ebenfalls dafür sorgen, dass du dich in der Nacht herumwälzt anstatt zu schlafen.

Auch Frauen in den Wechseljahren klagen häufig über Schlafstörungen – genauso wie schwangere Frauen, und das, obwohl sich die meisten eigentlich ständig müde fühlen. Aber warum ist das eigentlich so?

Frau liegt im Bett

Was tun, wenn es wieder heißt "Hilfe, ich kann nicht schlafen"?

Schlaflosigkeit und Schwangerschaft

In der Frühschwangerschaft ist die Schlaflosigkeit meist durch Zukunftsängste bedingt. Gerade zu Beginn machen sich Frauen viele Gedanken: Wird alles gut verlaufen? Bleibt das Baby gesund? Und, und, und …

Nach und nach liegt es aber mehr an den körperlichen Veränderungen, die eine Schwangerschaft für eine Frau bedeutet. Mit zunehmendem Körperumfang fällt es Schwangeren immer schwerer, die geeignete Schlafposition zu finden und sich im Bett zu wenden. Auch die Bewegungen des Babys im Mutterleib können eine werdende Mama nachts auf Trab halten. Hinzukommen Beschwerden wie Sodbrennen, Harndrang und Wadenkrämpfe.

Was tun bei anhaltender Schlaflosigkeit?

Dass du nicht immer gleichermaßen gut schläfst, liegt in der Sache der Natur. Unruhezustände aufgrund von Stress und Sorgen kosten dich nicht selten den Schlaf, sind aber kein Grund zur Sorge. Somnologe Feld hält es in solchen Fällen mit einer einfachen Dreierregel: "Wenn du öfter als dreimal pro Woche länger als drei Stunden pro Nacht wach bist und das länger als drei Wochen anhält, dann geh zum Hausarzt oder zum Schlafmediziner."

Ausgeprägtes Schnarchen, Schlafapnoe und unruhige Beine können nämlich auch Grund für die Schlaflosigkeit sein und bedürfen einer Kontrolle von einem Fachmann.

Was sind Folgen von Schlaflosigkeit?

Wenn Schlafprobleme länger anhalten, kann das Folgen nach sich ziehen, die sich durchaus negativ auf die Gesundheit auswirken können. Unmittelbare Konsequenzen einer schlaflosen Nacht sind etwa Tagesmüdigkeit, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen und eine verringerte Leistungsfähigkeit.

Ist der Körper dauerhaft müde und schlapp, kann das für Betroffene auch noch Folgen wie Magenbeschwerden, Bluthochdruck, ein geschwächtes Immunsystem und eine verringerte Lebenserwartung bedeuten.

Schlafstörungen – und jetzt?

Ist man erst einmal in einer Phase von Schlaflosigkeit in der Nacht gefangen, fällt es schwer, sich daraus zu befreien. Wenn du grundlegende Schlaf-Tipps beachtet hast und auf Entspannungstechnicken (z.B. Muskelrelaxation nach Jacobsen, 4-7-8 Atemtechnik, Yoga oder Meditation) schlecht ansprichst, wird es Zeit, den lästigen Schlaflos-Spieß einfach umzudrehen.

Quäle dich nicht länger mit ständigem Hin- und Herwälzen und dem Gedanken, endlich einschlafen zu müssen, sondern lebe und nutze die schlaflosen Nächte ganz bewusst, und zwar getreu dem Motto: "Carpe noctem". Sieh deine Schlaflosigkeit als Chance und sage dir: Ich will oder darf heute Nacht gar nicht schlafen! Diese Herangehensweise nennt man "Paradoxe Intervention" und soll deinen Fokus auf etwas anderes lenken, damit du dich besser entspannen und deine Erwartungshaltung loslassen kannst. Nutze also deine Wachphase, um etwas Einfaches, Schönes für dich und dein Wohlbefinden zu tun. Je monotoner desto besser!

Was hilft? 5 Tipps gegen Schlaflosigkeit

Wie wäre es zum Beispiel mit einer der folgenden Beschäftigungen, um der Schlaflosigkeit ein Schnippchen zu schlagen?

  • Mache es dir richtig gemütlich: Höre entspannende Musik, reibe dich mit einem wohlriechenden Massageöl ein oder zünde eine Kerze an.
  • Nutze die Zeit und lies endlich das Buch auf deinem Nachttisch zu Ende.
  • Schreibe Tagebuch, eine To-Do-Liste oder schreibe auf, was dich bedrückt. Wenn du deine Sorgen auf Papier gebannt hast, kannst du kreisende Gedanken besser loslassen.
  • Räume dein Zimmer auf, spüle ab oder bügle deine Wäsche.
  • Nimm eine warme Dusche oder ein warmes Bad. Dein Körper erwärmt sich dabei, was das Einschlafen fördern kann.

Endlich in Ruhe schlafen und einschlafen – so gelingt's

Die meisten dieser Tätigkeiten sind so entspannend und langweilig, dass der Schlaf dich wahrscheinlich von ganz alleine überkommen wird. Indem du dir selbst den Druck nimmst und weniger verkrampfst, gibst du deinem Körper und Geist die Chance, doch noch zur Ruhe zu kommen und die Schlaflosigkeit zu überwinden.

Dr. Feld formuliert es so: "Wenn der Schlaf nämlich nicht mehr unbedingt kommen MUSS, sondern wiederkommen DARF, dann machst du es ihm wesentlich leichter. Und der Satz 'Ich kann nicht schlafen' sollte dann schon bald der Vergangenheit angehören!"

Zusammenfassung der Redaktion

Die Ursachen für Schlaflosigkeit sind vielfältig. Sie können seelisch durch eine Depression oder Stress bedingt sein oder körperliche Gründe haben - etwa die physischen Veränderungen, die mit einer Schwangerschaft einhergehen. Fest steht: Mit nur wenigen Tipps kann man Schlafproblemen entgegenwirken und so unschöne Folgen wie Konzentrationsstörungen oder Magenbeschwerden vermeiden.