Other Specified Feeding and Eating Disorders, kurz OSFED, ist eine Essstörung, die auf den ersten Blick nicht so recht ins Bild einer Essstörung passt, aber ebenso gefährlich sein kann. Wie sich diese zeigt, welche Krankheitsbilder es gibt und wie sich Betroffene Hilfe holen können, erfährst du hier.
Wer unter einer Essstörung leidet, setzt sich verstärkt mit dem Thema Essen und dem eigenen Körper auseinander. Um ein paar Pfunde zu verlieren, tun das wohl die meisten mindestens einmal im Leben oder sogar regelmäßig. Doch woran erkennt man, wann es sich nur um eine temporäre Diät handelt und wann um erste Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung? Beispielsweise um Other Specified Feeding and Eating Disorders (OSFED)? Mit einer Definition und einigen Beispielen versuchen wir Licht ins Dunkel zu bringen.
Zur Definition: Essstörung und OSFED
Allgemein gilt: Eine Essstörung liegt vor, wenn das Thema Essen und der eigene Körper im Alltag überhandnimmt oder sogar zum einzigen Lebensinhalt wird. Bei einer Diät mag das mitunter temporär vorkommen. Schränkt die Auseinandersetzung mit der Materie aber langfristig in allen Lebensbereichen ein – Beruf, Freizeit, Familie – oder wird Essen als Problembewältigung verstanden, liegt höchstwahrscheinlich eine Essstörung vor.
OSFED ist ein besonderer Fall. Hierbei handelt es sich nämlich um eine eher untypische Essstörung. Unter OSFED fallen alle atypischen Auffälligkeiten, die sich keiner anderen Essstörung (zum Beispiel Magersucht, Bulimie, Anorexie) zuordnen lassen. Eine Definition, die es schwer macht, die Krankheit bei sich selbst oder anderen zu erkennen.
Anzeichen und OSFED-Beispiele
OSFED-Betroffene zeigen oftmals Symptome einer klassischen Essstörung, fallen in anderen Kriterien aber aus dem Raster. Anzeichen wie Gewichtszu- oder -abnahme, stark kontrollierte Nahrungsaufnahme, Verhaltensveränderungen und Depressionen wiederum sind so allgemein, dass sie schwer zugeordnet werden können. Da es sich bei den OSFED meist um sehr unterschiedliche Fälle handelt, hier ein paar Beispiele, die veranschaulichen, wie individuell das Krankheitsbild sein kann:
- unkontrolliertes nächtliches Essen, manchmal ohne sich am nächsten Tag daran zu erinnern
- Betroffene verzehren eigentlich nicht essbare Dinge, zum Beispiel Sand oder Papier.
- Betroffene kauen, schlucken das Essen aber nicht herunter.
- Formen der Magersucht, wobei der Betroffene Normalgewicht oder die Frau noch eine regelmäßige Monatsblutung hat
- Formen der Bulimie: Betroffene übergeben sich in regelmäßigen Abständen, aber selten oder nur über einen bestimmten Zeitraum (2 bis 3 Monate). Auch Normalgewicht oder der Verzicht auf übermäßiges Essen vor dem Erbrechen (Purging-Disorder) ist eher untypisch für Bulimiker.
- Formen des Binge-Eatings, bei dem Betroffene regelmäßige, aber seltene Essanfälle bekommen oder diese nicht über einen längeren Zeitraum (2 bis 3 Monate) andauern
- Grenzfall: Betroffene ernähren sich zwanghaft gesund. Hier verschwimmt allerdings die Grenze zwischen Zwang und Essstörung.

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Regelmäßige nächtliche Essanfälle können auf OSFED hinweisen.
Krankheit erkennen und handeln
Wie bei einer klassischen Essstörung ist es wichtig, das jeweils atypische Verhalten auch als solches zu erkennen. Denn bleibt die Krankheit unentdeckt, kann dies ebenso schlimme Folgen haben, wie bei einer klassischen Essstörung. Der Schlüssel zum Erfolg ist also auch hier die Erkenntnis.
Über das Problem zu sprechen, ist dann der zweite Schritt. Beobachtest du bestimmte Auffälligkeiten in deinem Umfeld, achte auf eine sensible Kommunikation. Wertungen und Vorwürfe sind hier unangebracht. Sprich stattdessen an, was du beobachtet hast, und dass du dir Sorgen machst. Nicht unwahrscheinlich ist, dass du Gegenwind bekommst oder abgewiesen wirst. Das ist normal, denn Betroffene sind sich ihrer Essstörung oft selbst nicht bewusst oder schämen sich dafür. Tipp: dranbleiben. Sprich das Thema immer wieder an. Ist irgendwann der Knoten geplatzt, bieten viele Beratungsstellungen Hilfe für Erkrankte an.

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OSFED ist für Betroffene und Außenstehende nur schwer als Krankheit zu erkennen.