Kontaktlinsen-Probleme? Was der Experte rät – Gute Aussichten!

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Eine Brille zu tragen, kann manchmal nervig sein. Gut, dass es Kontaktlinsen gibt. Unser Experte, Augenarzt Dr. Klaus Demberg, beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

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Herr Dr. Demberg, harte oder weiche Linsen – was eignet sich für wen?

Das kann man nicht pauschal sagen. Mit welchen Kontaktlinsen jemand gut zurechtkommt, ist von den Augen, der Tragehäufigkeit, dem Beruf und den Hobbies abhängig. Generell ist es so, dass harte Linsen – man nennt sie heute auch „formstabile“ Linsen – mehr Sauerstoff durchlassen und dadurch unproblematischer sind. Anfangs sind sie natürlich unbequem, aber in der Regel gewöhnt man sich nach rund vier bis sechs Wochen daran und spürt sie nicht mehr im Auge.

Kann man denn trotzdem auch ein Leben lang weiche Linsen tragen?

Theoretisch ja: Wer eine sehr gute Tränenflüssigkeit hat und penibel auf die Linsen-Hygiene achtet, kann auch ein ganzes Leben lang gut mit weichen Kontaktlinsen zurechtkommen. Meist ist es aber so, dass beim häufigen Tragen weicher Linsen irgendwann Probleme auftreten. Zum Beispiel eine Vaskularisation, das ist eine Gefäßeinsprossung: Weil die Hornhaut nicht mehr so gut mit Sauerstoff versorgt wird, schwellen kleine Gefäße sichtbar an. Das ist nicht reversibel und man kann sich damit die Augen so verderben, dass man nie wieder Kontaktlinsen tragen kann. Voraussetzung für eine lange, gesunde Tragedauer weicher Linsen ist es, dass diese perfekt auf das Auge passen und der Sitz regelmäßig kontrolliert wird.

Wie lange darf ich weiche und harte bzw. formstabile Linsen maximal am Stück im Auge behalten?

Generell bis zu 16 Stunden – je nach Material und Anpassungsqualität. Wenn bei harten Linsen etwas nicht in Ordnung ist, merkt man das sowieso sehr schnell: Dann tut’s weh oder man hat ein starkes Fremdkörpergefühl. Bei weichen Linsen ist das Problem, dass man oft nicht merkt, wenn das Auge entzündet ist oder ähnliches. Weiche Linsen werden in der Augenheilkunde ja zum Beispiel auch als „Verbandslinsen“ verwendet, wenn eine Verletzung auf der Hornhaut vorliegt. Ich rate deshalb: Sobald Sie gerötete Augen haben oder das Gefühl aufkommt, dass die Linsen besser raus sollten, tun Sie das auch.

Dauer-, Jahres-, Monats-, Zwei-Wochen-, Tageslinsen: Auch, was die Tragedauer insgesamt angeht, gibt es viele unterschiedliche Kontaktlinsen. Welche empfehlen Sie Ihren Patienten und worin unterscheiden sie sich?

Was wir in unserer Praxis empfehlen, ist abhängig vom individuellen Fall. Wir sind flexibel und suchen zusammen mit dem Patienten nach der besten und gesündesten Lösung. Jahres-, Monatslinsen und so weiter unterscheiden sich in der Herstellungsart und im Material. Es gibt Kontaktlinsenträger, die verschiedene Arten von Linsen kombinieren, zum Beispiel, wenn ein Dauer-Hartlinsen-Träger Strandurlaub macht und dafür weiche Tageslinsen verwendet. Wichtig ist, dass man das Haltbarkeitsdatum von Linsen niemals überschreitet: Eine Monatslinse darf man zum Beispiel nach Öffnen der Packung wirklich nur in den nächsten 30 Tagen verwenden – unabhängig davon, wie oft man tatsächlich Gebrauch davon macht.

Im Internet sind die Linsen manchmal viel günstiger als beim Optiker. Kann ich sie mir als Anfänger auch einfach online bestellen?
Davon rate ich dringend ab, es sei denn, Sie möchten möglichst schnell mit entzündeten, roten Augen herumlaufen. Das Wichtigste bei Kontaktlinsen ist, dass diese optimal aufs Auge passen und extrem sorgfältig gereinigt und gepflegt werden. Das muss von einem Experten erklärt, angepasst und kontrolliert werden. Selbst, wenn man die perfekten Linsen gefunden hat, sollten die Linsen mindestens alle sechs Monate kontrolliert werden. Bei Problemen bitte sofort zum Augenarzt!

Darf ich Kontaktlinsen beim Sport, Schwimmen und in der Sauna tragen? Gibt’s da einen Unterschied zwischen harten und weichen Linsen?

Sowohl formstabile, als auch weiche Linsen können beim Sport und in der Sauna getragen werden. Wer mit formstabilen Linsen taucht oder einen anderen Wassersport ausübt, läuft aber Gefahr, dass er sie verliert. Wir persönlich empfehlen beim Sport allerdings sogar eher formstabile als weiche Linsen, weil auch die Hornhaut im Auge bei körperlicher Anstrengung mehr Sauerstoff als normal verbraucht. Trägt man dabei also wenig sauerstoffdurchlässige, weiche Linsen, so kann das unter Umständen die Augen schädigen.

Immer, wenn ich meine Kontaktlinsen einsetze, habe ich nach kurzer Zeit trockene Augen. Was kann ich dagegen tun?

Trockenheits-Beschwerden können verschiedene Ursachen haben. Bei Frauen ist zum Beispiel häufig ein hormonelles Verhütungsmittel wie die Anti-Baby-Pille verantwortlich, die den Hormonspiegel im Körper verändert. Auch Schilddrüsen-Erkrankungen, die Einnahme von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln oder Klimaanlagen können für trockene, gereizte Augen sorgen. Ich rate deshalb, bei solchen Beschwerden so schnell wie möglich einen Augenarzt aufzusuchen – und die Kontaktlinsen erst einmal ganz wegzulassen.

Kann ich auch Kontaktlinsen tragen, wenn ich krank, also zum Beispiel erkältet, bin?

Nein, auf keinen Fall. Insbesondere weiche Kontaktlinsen sind wie Schwämme, die Keime und Bakterien aufsaugen. Außerdem sind bei (Erkältungs-) Infekten die Schleimhäute sowieso schon gereizt und der Sauerstoffbedarf im Auge sehr hoch. Auch bei Allergien, die die Augen reizen, rate ich vom Kontaklinsentragen ab.

Ich arbeite ausschließlich am Computer – darf ich trotzdem Kontaktlinsen tragen?

Es gibt junge Leute, die eine sehr gute Tränenflüssigkeit und kein Problem damit haben, mit Kontaklinsen am Computer zu arbeiten. Viele Fehlsichtige haben da aber eher schlechte Karten. Mit der Brille ist man bei Bildschirmarbeit deshalb immer auf der sichereren Seite. Weil es aber viele Patienten gibt, die auf keinen Fall mit Brille am Arbeitsplatz erscheinen wollen, arbeiten wir mit ihnen daran, eine gute Lösung zu finden. Mit bestimmten harten Linsen hat man da häufig Erfolg.

Gibt es auf dem Kontaktlinsen-Markt Innovationen, die sich Ihrer Meinung nach in nächster Zeit durchsetzen werden?

Keine bahnbrechenden, aber was Materialien und Formen von Kontaktlinsen angeht, gibt es kontinuierlich Verbesserungen. Es gibt sogar schon weiche Linsen aus Silikon-Hydrogel, die extrem sauerstoffdurchlässig sind. Auch Kontaktlinsen mit eingebautem Hyaluron-Reservoir sind bereits auf dem Markt: Das Hyaluron, ein Bestandteil des Bindegewebes, das auch natürlicherweise im Auge vorkommt, unterstützt dabei den Tränenfilm und soll so für ein frisches Tragegefühl sorgen. Eine Zeit lang waren auch so genannte „Orthokeratologie-Linsen“ sehr beliebt. Dabei wird nachts eine Kontaktlinse aufs Auge gesetzt, die die zentrale Oberfläche der Hornhaut vorübergehend so umformt, dass der Fehlsichtige tagsüber auch ohne Linse klar sieht. Allerdings hat sich das nicht durchgesetzt, weil der Effekt nur bei bis zu vier Dioptrien greift und die Sehqualität tagsüber nicht gleich bleibt. Die Leute brauchen heute ja den ganzen Tag lang eine 100-prozentige Sehkraft. 

Dr. Klaus Demberg ist niedergelassener Augenarzt in München. Zu seiner Praxis gehört ein Kontaktlinsenstudio, das von der erfahrenen Kontaktlinsenexpertin Ines Römer geleitet wird.

Mehr Infos:

www.dr-demberg.de
Sonnenstraße 4, München
Telefon: 089 – 59 51 72


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