Grippe häufig symptomlos: Nicht krank, aber ansteckend

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Eine Grippewelle, die niemand bemerkt – gibt’s nicht? Gibt es doch! Mediziner haben festgestellt, dass die Virusinfektion in drei von vier Fällen ohne Symptome auftritt.

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Eine Grippewelle, die niemand bemerkt – gibt’s nicht? Gibt es doch! Mediziner haben festgestellt, dass die Virusinfektion in drei von vier Fällen ohne Symptome auftritt.

Fieber, Gliederschmerzen und das unangenehme matte Krankheitsgefühl – das verstehen die meisten unter einer typischen Grippe. Laut britischen Medizinern des University College in London ist diese Annahme falsch, denn eine typische Grippe verläuft ihnen zufolge völlig ohne Symptome, wie der „Focus“ berichtet. Drei Viertel aller Grippeerkrankungen bleiben nämlich unbemerkt, so das überraschende Ergebnis ihrer Studie, deren Ergebnisse die Forscher im Fachjournal „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht haben.

Unbemerkte Grippe: Nicht krank, aber ansteckend

Die Wissenschaftler um Andrew Hayward konnten damit in ihrer mehrjährigen Studie feststellen, dass die Zahl der Infektionen mit Grippeviren 22-mal häufiger auftritt als bislang angenommen. Doch selbst wenn eine Grippe ohne Symptome verläuft und sich die Betroffenen nicht krank fühlen, können sie das Virus auf andere übertragen. Das macht eine Eindämmung der Influenza deutlich schwieriger, denn schließlich heißt eine Grippe ohne Symptome nicht, dass die Infektion bei anderen Menschen ebenso harmlos verlaufen muss.

Für ihre Studie beobachteten die Briten mehrere hundert Haushalte in Großbritannien über einen Zeitraum von 2006 bis 2011. Die Probanden ließen sich im Herbst und Frühjahr stets Blutproben entnehmen, also in den typischen Ansteckungszeiträumen. Zudem mussten die Teilnehmer regelmäßig über ihr Befinden berichten und Abstriche ins Labor schicken, sobald sich Krankheitssymptome bemerkbar machten. Mithilfe dieser Daten gelang es den Medizinern, genau zu überprüfen, wer sich mit dem Grippevirus infiziert hatte, ob sich die typischen Symptome einstellten und ob die Betroffenen ärztliche Hilfe in Anspruch nahmen.

Welche Schlüsse sind zu ziehen?

Laut Deutschen Experten seien diese Erkenntnisse gar nicht so überraschend. Wichtiger ist für sie, dass sie weitere Untersuchungen auf einer soliden Datenbasis vornehmen können, bei denen die tatsächliche Anzahl der Grippefälle berücksichtigt werden kann.

Würden alle Grippefälle berücksichtigt, müsse etwa das Sterberisiko bei einer Virusinfektion deutlich nach unten korrigiert werden. Bislang ist dieses noch ziemlich hoch angesetzt. Die Impfung gegen Grippe bleibt aber weiterhin sehr wichtig. Das gilt nicht nur für Risikogruppen. Personen, die aus bislang ungeklärten Gründen tendenziell seltener unter Grippesymptomen leiden, bleiben nach wie vor Infektionsquellen für ihre Mitmenschen, etwa in der Familie oder auf der Arbeit.


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