Zahlreiche Frauen posten derzeit auf Twitter, Facebook und Co. den Hashtag "metoo" ("ichauch"). Doch was hat es damit auf sich? Sie wollen – ausgelöst durch den Weinstein-Skandal – auf das Ausmaß sexueller Nötigung und Gewalt aufmerksam machen.
Dass die Schauspielerin Alyssa Milano ein solch großes Echo auf ihren Tweet bekommen würde, hatte sie sich sicher nicht vorgestellt. Nach dem Sexskandal um den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein forderte die "Charmed"-Darstellerin alle Frauen auf, die schon einmal Opfer sexueller Angriffe wurden, in den Kommentaren "me too" (deutsch: "Ich auch") zu schreiben. Tausende reagierten.
Das Ausmaß sexueller Gewalt wird deutlich
"Wenn du sexuell belästigt oder angegriffen wurdest, schreibe 'me too' als Antwort auf diesen Tweet", postete Alyssa Milano auf Twitter. Mittlerweile kann die Schauspielerin schon auf mehr als 55.000 Antworten blicken. Nicht nur ihre Fans und Follower, sondern auch zahlreiche weitere Schauspielerinnen wie Oscar-Preisträgerin Anna Paquin oder Sängerin Lily Allen gestanden, Opfer sexueller Gewalt gewesen zu sein.
Der Tweet von Alyssa Milano mit seinen Reaktionen zeigt auf, wie viele Frauen schon unter sexistischen Sprüchen und Übergriffen leiden mussten. Und genau dieser Umstand brachte die Schauspielerin auf die Idee hinter der Social Media-Bewegung. Milano schrieb zu ihrem Tweet, dass ein Freund sie inspiriert habe, die Aktion zu starten. Er sagte: "Wenn alle Frauen, die sexuell belästigt oder angegriffen wurden 'ich auch' als Status schreiben würden, könnten wir den Leuten einen Eindruck geben, welches Ausmaß dieses Problem hat."
Me too: Frauen berichten von ihren traumatischen Vorfällen
Die Bandbreite sexueller Gewalt ist groß – auch das zeigt die Social Media-Aktion. Einige Frauen brechen ihr Schweigen mit einem einfachen "me too", andere beschreiben die Vorfälle, unter denen sie gelitten haben. Andere stellen sogar die These auf, dass es keine Frau gibt, die nicht mindestens einmal in ihrem Leben sexuell angegriffen wurde. So oder so, die Idee hinter dem Aufruf ist klar: Opfer sexueller Gewalt dürfen die Stimme erheben und über ihre traumatischen Erlebnisse sprechen. Die Kultur des Schweigens soll gebrochen werden. Frauen – und natürlich auch Männer – dürfen sich nicht schlecht fühlen, weil sie zum Opfer wurden. Und mit der Aktion werden sie aufgerufen, laut über die Missstände zu sprechen.
Wie kam der Tweet zustande?
Dass Alyssa Milano zu einem solch kollektiven Geständnis aufgerufen hat, steht in enger Verbindung zu dem Sexskandal des Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein. Seit einigen Tagen steht der US-Amerikaner im Zentrum medialer Berichterstattung zum Thema Sexualgewalt. Ihm wird vorgeworfen, mehrere Frauen belästigt und sogar vergewaltigt zu haben. Jetzt wurde er zum Symbol der Missstände in der Traumfabrik. Die Schauspielerin Emma Thompson sagte in einem Video der "BBC": "Dieser Mann steht nur an der Spitze des Eisbergs." Hollywood sei ein "System aus Belästigung, Erniedrigung und Mobbing".
Nachdem die Darstellerin Lysette Anthony gegen Weinstein ausgesagt hatte, scheinen sich jetzt noch weitere Frauen zu trauen, den Filmproduzenten anzuzeigen. Scotland Yard nannte zwar keine Details, gab aber zu, dass es sich um denselben Verdächtigen handele. Die Polizei ermittelt weiter – auch wenn Harvey Weinstein weiterhin dementiert, Frauen zum Sex gezwungen zu haben.
Kritik an #MeToo
Alyssa Milanos Tweet verbreitet sich rasant auf Social Media. Viele Menschen, die sich als Opfer verstehen, beteiligen sich rege und sprechen sich gegen die Missstände aus. Genau diese Masse an Reaktionen löst bei manchen Twitter-Nutzern allerdings Unbehagen aus. So wird etwa geschrieben, dass einige zu voreilig und schnell "me too" schreiben und somit "echte" Belästigungsfälle in den Hintergrund rücken würden.
Dass das jedoch in keinem Fall die Absicht hinter der Aktion ist, dafür machen sich wiederum zahlreiche andere Nutzer stark. "Wenn du dich nach #MeToo 'unwohl fühlst', dann bist du derjenige, der erreicht werden soll. Opfer sexueller Gewalt zum Schweigen zu bringen, macht es nicht weniger real", schreibt ein User etwa.
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Alyssa Milano rief mit #MeToo dazu auf, laut über Sexualgewalt zu sprechen.