60 Jahre Tampons in Deutschland Wunder aus Watte

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Wissen Sie, wofür die Abkürzung o.b. steht? fem.com verrät die Entwicklungs-Geschichte des so benannten Tampons, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert.

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Die Geschichte des ersten deutschen Tampons begann mit einem Zufall: Ende der 1940er-Jahre trafen sich der Ingenieur Carl Hahn und der Jurist Heinz Mittag am Düsseldorfer Rheinufer. Inspiriert von der Aufbruchstimmung in Deutschland überlegten sie, womit sie künftig ihr Geld verdienen könnten. Ihre Aufmerksamkeit wurde von einer amerikanische Zeitschrift geweckt, die mit dem Slogan „Be a rebel“ für Tampons warb.

Dass so ein Hygieneartikel sicher auch in Deutschland erfolgreich wäre, davon waren beide schnell überzeugt: Sie fassten den Entschluss, den ersten Tampon für den deutschen Markt zu entwickeln.

Hilfe aus Gynäkologie und Tabakindustrie

Unterstützung bekamen Hahn und Mittag von der Frauenärztin Judith Esser. Sie war damals eine der wenigen weiblichen Vertreterinnen ihres Fachs und beriet die Unternehmer in medizinischen Fragen. Die größte Herausforderung stand den Entwicklern jedoch noch bevor: Um die Tampons in großer Stückzahl produzieren zu können, musste eine Maschine her, die Watte mechanisch rollen konnte – eine Technik, die bereits in der Tabakindustrie angewendet wurde.

Hahn und Mittag beauftragten deshalb einen Experten aus der Zigarettenbranche, der eine solche Maschine konstruierte – unter komplizierten Bedingungen: Die Watte war widerspenstiger als Tabak und ließ sich schwer verarbeiten. Nachdem das Projekt nach vielen Versuchen endlich gelang, ließen sich Hahn und Mittag das Verfahren patentieren.

Einen geeigneten Namen entwickelte der Werber Baron Ludwig von Holzschuher. Er erfand mit „o.b. – ohne Binde“ eine diskrete Bezeichnung, die Frauen die Peinlichkeit ersparte, in der Apotheke einen auffälligen Namen aussprechen zu müssen.

Ein unmoralisches Angebot – mit großem Erfolg

Am 13. März 1950 wurden die ersten o.b.-Tampons in einer 10er-Packung für 95 Pfennig verkauft. Die Periode war durch den Tampon nicht länger ein Ausnahmezustand oder gar so etwas wie eine Krankheit: Ab sofort konnten die Frauen sich auch während ihrer Tage frei bewegen und ohne Einschränkungen arbeiten gehen, Sport treiben oder Urlaub machen.

Doch viele Händler fanden es unmoralisch, Tampons in ihr Sortiment aufzunehmen. Auch bei den Frauen gab es Vorbehalte: Sie befürchteten, dass der Tampon in ihrem Körper verschwinden würde. Hahn und Mittag stellten fest, dass für ihr Produkt viel Aufklärung nötig war. Seit 1972 gibt es deshalb die „o.b. Verbraucherberatung“, zahlreiche Aufklärungsbroschüren sind erschienen.

Mit Erfolg: Bereits im ersten Jahr wurden mehr als zehn Millionen o.b.-Tampons verkauft. 1974 übernahm das Unternehmen „Johnson & Johnson“ die „Dr. Carl Hahn GmbH“. Heute werden in Deutschland jährlich rund eine Milliarde o.b.-Tampons verkauft.


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